Diese Seite unterstützt Ihren Browser nur eingeschränkt. Wir empfehlen, zu Edge, Chrome, Safari oder Firefox zu wechseln.

Tantra-Seminar? Wir waren da!

Tantra-Seminar? Wir waren da!

„Ein Tantra-Massage Seminar?“ „Aha und was machst du da?“ Ja, genau, gute Frage...

 

Darauf hatte ich selbst auch keine Antwort, als ich die Möglichkeit bekam, an einem Tantra-Massage Seminar speziell für junge Menschen teilzunehmen. Bis zu diesem Zeitpunkt konnte ich, ehrlich gesagt, ziemlich wenig mit dem Begriff "Tantra" anfangen. Ich kannte Tantra nur vom Hörensagen, fast immer im Kontext von Erotik und tendenziell eher im Bereich der Prostitution. Das ist natürlich keine Überraschung, da der Begriff in Deutschland nicht geschützt ist und sehr unterschiedlich verwendet wird. Ich wusste also kaum, was mich bei dem Seminar erwarten würde. „Vielleicht eine Erotikmassage?“, „Da werden bestimmt alle Sex haben“, „Massage mit happy-end?“ „Seid Ihr dann alle die ganze Zeit nackt?“ – in meinem Freundeskreis gab es wilde Spekulationen und auch bei mir kam, je näher der Termin rückte, etwas Unruhe, aber vor allem Neugier auf. Schließlich war mir das Seminar wärmstens empfohlen worden! Gut, dass ich jetzt etwas Licht ins Dunkel bringen und meine Erfahrungen teilen kann.

 

 

Du weißt nicht genau, was Tantra ist? Jetzt hier herausfinden!

 

YoungTra – Die Theorie

Zuallererst: Das Seminar, das ich besucht habe, heißt „YoungTra“ und wird von AnandaWave angeboten, eine Schule für tantrische Berührungskunst und offizieller Ausbilder des Tantra Massage Verband e.V.

 

AnandaWave bietet verschiedene Seminare auf zwei Levels an. Ich nahm an einem Grundseminar teil, das inhaltlich speziell auf junge Leute zwischen 18 und 30 Jahren abgestimmt ist. Das Seminar geht über vier Tage.

 

Die Tantra-Massage bei AnandaWave wird als effektive körper- und bewusstseinsorientierte, sinnliche Massage beschrieben, die ihre Wurzeln in der ganzheitlichen, indischen Lehre des Tantra hat. Im Tantra ist jede Stelle des Körpers gleich wichtig – vom Ohrläppchen bis zum kleinen Zeh. Der Intimbereich wird daher (an sich) ganz natürlich und selbstverständlich miteinbezogen. In den Grundmassage-Seminaren, wie dem YoungTra spielt die Intim-Massage aber keine Rolle. Dafür gibt es gesonderte Kurse für Personen mit etwas mehr Erfahrung in der Tantramassage. Ein sexueller Kontakt gehört bei der Tantra Massage nicht zwangsläufig dazu. Sexualität und Sinnlichkeit werden jedoch, wie bei nevernot, als wichtige Bestandteile des Lebens gesehen.

 

In dem Grundseminar für junge Menschen (YoungTra) stehen Einführungen in die Themen Begegnung und Sinnlichkeit, als auch die Grund-Massage Techniken für den Körper im Fokus.

 

YoungTra – Die Praxis

 

Wir waren 12 Teilnehmer:innen und wurden von Christoph, Johanna und Laura durch das Seminar geführt und begleitet. Das Programm war sehr intensiv und ging von morgens bis abends. Zuerst standen Gespräche und Übungen zu den Themen Berührung, Sexualität, Sinnlichkeit, Anatomie, Grenzen und Konsent auf dem Programm. Grenzen setzen und klare Absprache sind von Anfang an fester Bestandteil des Seminars. Es wird viel Wert auf offene Kommunikation und aktives Nachfragen gelegt. Alles darf, nichts muss. Dem anderen achtsam, respektvoll und liebevoll zu begegnen, ist die Essenz der Tantramassage.

 

Die Tantra-Massage

 

Dann ging es ans Massieren! Die Massage ist in zwei Teile eingeteilt: die Körper-Vorderseite (Yin) und die Körper-Rückseite (Yang). Es gibt auch hier einen ganz klaren Rahmen und Ablauf. Christoph, Johanna und Laura haben uns für die Yin- und die Yangseite zuerst viele Infos gegeben und dann in einer Live-Vorführung alle Techniken und Griffe erklärt. Danach wurden wir Schritt für Schritt durch die Massage geleitet. Man massiert immer zu zweit – es gibt eine gebende und eine empfangende Person. Mit wem wir massieren, war uns selbst überlassen. Jede:r konnte überlegen, bei wem wir uns wohl fühlen und wen wir gerne massieren würden. Während des Seminars kann sich das natürlich ändern – falls es nicht passt, ziehst du dich einfach raus. Zum Massieren waren wir alle zusammen in einem Raum und jedes Team hatte sein eigenes Matratzenlager auf dem Boden. Vor dem Massieren spricht man zu zweit nochmal klar ab, ob es Tabus gibt, Stellen, die nicht angefasst werden sollen oder die man besonders mag. Es geht hier ausschließlich um die Körpermassage ohne den Intimbereich ;) Die Massage hat nichts mit Sex zu tun. ‘I mean’, klar können Massagen immer auch sexy und sinnlich sein, aber nur wenn man das will. Und nein, man ist dort nicht die ganze Zeit nackt. Für die Massage oft schon, aber wer will, lässt die Unterwäsche einfach an. 

 

Am letzten Abend des Seminars wurden dann die erlernten Techniken der Vorder- und Rückseite zusammengebracht, sodass wir nun mit unserem Wissen eine komplette Massage geben und mitgestalten können – sehr cool nach so kurzer Zeit!

 

Was ich gelernt habe

 

Durch den klaren Rahmen, der durch die Leitung gehalten wurde, und die offenen Gespräche entstand ein echter Safe Space für alle. Das ermöglichte viel Austausch über Erfahrungen darüber was Sexualität für uns bedeutet, was wir über Sex, Konsent, Grenzen und Sexualität gelernt (oder eben leider auch nicht gelernt) haben, was für Unsicherheiten uns alle verbinden und wie wir uns ehrlicher begegnen können. Die freie Auseinandersetzung mit diesen Themen durch Übungungen, Spiele, Gespräche und Meditationen war super intensiv. Und ein bisschen verändernd. Zum Beispiel machten wir in zweier Teams eine Übung zu Consent, die mir zum ersten Mal die Unterschiede und Feinheiten des Themas vor Augen führt. Wie berührt man sich gegenseitig liebevoll und wertschätzend, ohne dass es dabei zwangsläufig um Sex geht? Beim Schreiben merke ich selbst, wie oft ich Begriffe in einen sexualisierten Zusammenhang stelle, als würde “sich liebevoll zu berühren” gleich “etwas mehr” bedeuten oder eine gewisse Erwartungshaltung mit sich bringen. Beim Tantra soll genau diese Erwartungshaltungen an Berührungen genommen werden, weil viel mehr zu Lust und Sinnlichkeit gehört als “nur Sex”.

 

In den Gesprächen, die ich über das Tantra Seminar geführt habe, wurde viel über Nacktheit, Sex und Orgasmen gefragt, aber die Emotions-Ebene wurde oft nicht als Bestandteil von ihnen mitgedacht. Dabei leistet man während des Seminars vor allem innere Arbeit. Die Tage waren dementsprechend emotional anstrengend. Es wurden viele Themen angestoßen, die mich noch Monate nach dem Seminar beschäftigen: Sexualität, die eigene Lust, Kommunikation, Grenzen setzten, auf mein Gefühl hören und mich, als auch andere wertzuschätzen. Ich persönlich habe während des Seminars neben den Massage-Techniken vor allem sehr viel über mich selbst gelernt. Denn viele essentielle Themen finden im normalen Alltag selten Raum und Aufmerksamkeit. Für mich waren diese Auseinandersetzungen nicht nur sehr persönlich und emotional, sondern auch ein bisschen heilsam. 

 

Du willst es auch mal ausprobieren? 

 

Das YoungTra Seminar ist auf jeden Fall eine Herzensempfehlung von mir für alle, die sich mit diesen Themen auseinandersetzen möchten.

 

Wenn du Interesse bekommen hast, kannst du gerne mal hier nachschauen.

← Vorheriger Beitrag Nächster Beitrag →

WhatsApp_Image_2022-11-21_at_14

Die Autorin

Hanna Kress

Hanna ist die nevernot Super-Praktikantin – sie hat uns ein halbes Jahr in den Bereichen B2B, Social Media, Event-Management und Co. unterstützt. Jetzt veröffentlicht sie ihren ersten Artikel.